Blog von Walter Lackermayr & dem Forum der WuidnBuam (und Madln natürlich auch)




Freitag, 26. April 2013

ImpoSand



Der Falkenstein im Abendlicht
Was soll man sagen? Was soll ich schreiben, zum Klettern im sandigen Osten Deutschlands, im
Elbsandstein? Das Bergsteigen hier lässt sich schwer vergleichen, tanzt es doch so sehr aus der Reihe.
Es muss so genommen werden wie es ist. Man muss sich drauf einlassen und möglicherweise vieles
anders machen als man es gewohnt ist. Im Kommenden will ich meinen Eindruck vom sächsischen Bergsteigen schildern und begründen warum mein Herz so sehr für diesen winzigen Fleck Land schlägt.

Jo und ich auf dem Bloßstock
Es sind die kleinen Dinge, die Details und Feinheiten; nicht die gigantischen Ausmaße, die Weite und Größe, wie sie in den Alpen vorherrscht, die das Klettern und das bloße Im-Gebirge-sein zu einem Erlebnis für sich machen. Die höchsten Gipfel sind hier neunzig Meter hoch. Dementsprechend lang
sind auch die Wege. Dennoch gibt es Wege für die man zwei bis drei Stunden Zeit einplanen sollte.
Die Wände sind zwar klein, die Dichte an Entscheidungen während des Kletterns und die Intensität der Kletterei aber so unproportional hoch, dass oft schon eine Tour am Tag reicht und der Kopf ist voll, das Herz ist satt. Das ist es, was es ausmacht, das Klettern hier. Das Erlebnis, die runde Sache und der bleibende Eindruck, den eine Tour hinterlässt.
Der untere Teil der Goldsteigkante am Goldstein von oben
Die Kletterei ist anders. Sie zeichnet sich durch ihre Vielseitigkeit aus. Aus einer glatten Wand führt plötzlich ein langer Kamin auf den Gipfel. Der Kamin, der Ausstieg der Route, ungesichert, setzt der Kletterei in der Wand die Krone auf. Es wartet kein Umlenker. Die Route endet nicht plötzlich. Sie wird erst durch den Ausstieg auf den Gipfel zum richtigen Erlebnis. Es ist kein Sportklettern. Es ist aber auch kein alpines Klettern. Es ist etwas dazwischen. Gesichert wird wie vor hundert Jahren mit Schlingen und Ringen. Oft reichen Schlingen nur zum Ruhen. Einen Sturz würden sie nicht halten. Das verändert die Art des Kletterns ungemein. Macht man schwierige Züge in der Nähe eines Rings noch ohne Bedenken sieht es in der Nähe einer Schlinge ganz anders aus. Die Bewegung wird Stück für Stück weiter geführt, in der Not zurück geklettert, bis der Zug sitzt. Drei Meter weiter kommt wieder ein Ring. Grandios sportliche Züge stehen an. Am Ende wartet ein rustikaler Rissausstieg. Das ist es warum jede Bewegung auf den achtzig Metern Wand so sehr prägend ist und sich einbrennt. 
Mich packt es jedes Wochenende aufs Neue. Mich nehmen die Kletterei und die Felsenfahrten so sehr mit, dass es mir genauso geht wie nach einer Tour durch den Kalk des Kaisers oder den Granit des Bergells. Die Brötchen schmecken hinterher besser, die Luft wirkt frischer. Die Akkus sind wieder bis zum Anschlag voll.

Naja...
Ich hoffe ich konnte dir als Leser einen Eindruck vermitteln worum es (mir) beim Klettern im Elbsandstein geht. Vermutlich werden viele die Sächsische Schweiz kennen, die Meisten aber noch nicht dort gewesen sein. Ich empfehle euch, ob nun Vollblutalpinist oder Gelegenheitskletterer, stattet dem Sandstein einen Besuch ab und lasst euch drauf ein. Sich einen Kamin hochzuschinden kann eine sehr befreiende und bereichernde Sache sein. 


Der untere Teil der Goldsteigkante am Goldstein von unten 

"Eine VI ist eine VIIa ohne Ringe" - Der Südweg am Mönch



Auf der Zyklopenmauer mit Blick in den kleinen Zschand