Blog von Walter Lackermayr & dem Forum der WuidnBuam (und Madln natürlich auch)




Donnerstag, 1. Oktober 2009

Elbsandsteinfahrt der Bayerländer

Angefangen hat es mit einer Diskussion über die Kletterethik und die Kletterregeln im Elbsandsetin, oder vielmehr über deren Sinn bzw Unsinn und den damit verbundenen Genüssen und Gefahren.
Langer Rede kurzer Sinn: Wir fahren da hin! Ein paar von den "Alten", die schon die eine oder andere Heldentat dort vollbrachten und mal wieder hin wollten, und ein paar "Jüngere", von jung kann die rede nicht mehr sein. Meine Intention ins Sachsenland zu fahren war ganz einfach: Bevor ich mich festfahre mit meinerMeinung über die dort herrschenden Kletterregeln muß ich mir selbst ein Bild machen, vielleicht ist das alles ja ga garnicht so veraltet, gefahrenträchtig, überholt, starr- und stumpfsinnig wie ich meinte. Wir werden sehen.
Also voller Neugier 500 Km nach Bad Schandau.
Gwohnt haben wir in der Ostrauer Mühle in Zimmer, Zelt oder Wohnmobil. Jeder wie er so mag.
Walter Welsch, unermüdlicher Chronist, beschreibt es so: Nach all den Diskussionen im Forum unserer Homepage kamen schließlich acht Bayerländer zusammen, die sich am 2. Oktober in der Ostrauer Mühle, unserem Basecamp, versammelten:Walter Lackermayr, Sabine Kohwagner, Hartmut Schönbach, Markus Stadler, Berni Voß, Peter Wagner, Fritz Weidmann, Walter Welsch. Im Hinblick auf die kommenden Kletterereien in Seilschaften geordnet: Walter L. und Berni, Markus und Sabine, Hartmut und Peter und die Nicht-Kletterer Fritz und Walter W.Wie verabredet kam Achim Schindler, Leiter der Interessengemeinschaft „Sächsische Bergsteigergeschichte“ und Herausgeber der „grauen“ Reihe „Aus der sächsischen BergsteigerGeschichte“(ISSN 1619-165X, bisher 15 Hefte), als Gebiets-, Gipfel- und Wegekenner zu uns, um uns – insbesondere die Kletterer waren (bis auf Hartmut) mit dem Gebirge nicht vertraut – eine Einführung in die Region zu geben. Heinz Gliniorz alias Hans Steinmann, Herausgeber des Bergsteiger Almanachs „Berg-Heil und Handschlag“ (bisher 10 Hefte), war vor allem mit Walter W. unterwegs. Als hilfreicher Kenner des Elbsandsteins erwies sich auch Hartmut. Eine 100jährige Strassenbahn gibts hier auch, das erste Highlight das wir sehen, die Haltestelle ist direkt gegenüber. Leider grad keine Bahn da als ich das Foto mache, blöd irgendwie...
Am ersten Tag machen wir einen Ausflug zur kleinen Bastei, die Gruppe harmoniert....
...sehr sogar!?!
"LOKOMOTIVE" von der Bastei aus gesehen Da wir schon mal da sind und es eigentlich um's Klettern geht fahren wir zum LILIENSTEIN:
LILIENSTEIN
Noch bevor wir einen Felsen erreichen stehen wir vor dem Notfallschrank. Aaha, das fängt ja gut an. Ich sehe meine Vorurteile schon bestätigt...
Am Fels wird als erstes die Literatur aufgeschlagen, gesucht, .... ...gedeutet und gefunden....
...und sofort eingestiegen (Markus im Südriss s. VIa)
Berni und ich machen das anders: Erstmal Hinsetzen, eine rauchen (ich) und schauen wie die anderen das so machen.
Aha, abgeschaut: Schlingen, mit Knoten drin, möglichst viele, verschiedene braucht man. Also nuff. Ich probier die Südhangel s. VIIa
Und, wie?
Saugut!
Berni findet's auch super.
Und so kommen wir zu unserem ersten Gipfelbucheintrag in der sächsischen Schweiz. Unser erster Sachsen-Gipfel. Bleiben bloß noch etwa 1.799 weitere....
Sogar eine Seltenheit sehen wir (Hufeisennase), was gleich mal Folgen hat: Kaum unten angekommen und das Foto hergezeigt kommt die Mahnung der Lokals: Bloß niemandem etwas davon sagen, sonst kommt gleich einer von irgend so einer oberen Wichtigheimerbehörde und sperrt den ganzen Felsen! Aaaha.....
Uns ist's erstamal wurscht, klettern wir halt wo anders. Weiße Lilie VIIc
Ein wunderbarer Klettertag mit entsprechendem Ausklang: Walter Welsch, vermerkte genau was so gemacht wurde:
3. Oktober am Lilienstein:Südkante, VI: Markus und Sabine; Hartmut und Peter;Südhangel, VIIa, RPVIIb: Walter und Berni (zweimal, im Vorstieg wechselnd); Markus und Sabine; Peter und Hartmut;Weiße Lilie, VIIc: Walter und Berni.
Anderntags war das Wetter so mäßig, eher mehr nass als trocken, so gingen bzw radelten wir zum Goldstein, das soll's noch am besten sein bei Regen. Eigentlich darf man ja den Sandstein nicht klettern wenn er naß ist, weil das tut dem Stein nicht gut.
Aaaaha.....
Also erstmal hinsetzen, eine rauchen (ich) und schauen wie die anderen das machen: Klettern, und zwar auch das Nasse, Toprope (ist ja eigentlich auch nicht erlaubt). Aaaaaha....
Meine Aufmerksamkeit indes zog ein sonderbar aussehender Baumschwammerl auf sich. Ich dachte mir, vielleicht ist das so ne besondere Pilzart die es nur hier gibt, so kam ich denn mit einem netten Lokal ins Gespräch und fragte was das sein. Antwort: "'n BOMBLZ!" -Ääh, tschuldigung, ein was?- "Na,'n Bomblz, ein B-A-U-M-B-I-L-Z". -Ach so, ein Baumpilz, ja, schon klar, ich meinte aber den rechts, der so eigenartig aussieht, was ist das für einer? "Ja-nü, der is halt n bissl mudiertd...."
AAaaaha. Abartsch, oder?
Na gut, wenden wir uns wieder dem Klettern zu: AKV-Weg, rissig, schmierig, lang nix zum sichern, so is die erste Länge mal. Ein Klassiker hier, besonders schön.
Die zweite Länge is noch rissiger, oder eher kaminig, Bernis Bewegungen haben so was kakalakenartiges an sich. Dodal abatsch.
Egal, oben Gipfelbuch, wieder einer. Nur noch 1.798... Da drüben hats gleich noch welche. Leider leider regnet es, und die sächsischen Kletterregeln sind da ganz klar.
Also erstmal daheim hinsetzen, eine rauchen (ich), alkoholisches Getränk trinken (Berni & ich) uns schauen wie die anderen das machen....
Walter Welsch hielt fest:
4. Oktober am Goldstein:AKV-Weg, VI: Walter und Berni; Markus, Sabine und Hartmut;Direkte Südwand, VIIc: Walter und Berni; Markus (Nachstieg);Wahnsinnsverschneidung, VIIIa, RPVIIIb: Markus (Nachstieg).4. Oktober am Goldsteighorn (zusammen mit Achim & Co):Südweg, V: Peter und ein sächsischer Kletterer (Steffen);Kleine Südwand, VIIa: Peter und Steffen.
Neuer Tag, neuer Fels: FALKENSTEIN Markus Stadler in der Kotzwand
Ich probier neben dran die Schönwetterwand. Saugeile Kletterei. Eigentlich auch gut abgesichert bzw abzusichern, nur die ersten sieben Meter nicht. Da fehlt's am Hirn.
Gipfel: Eignatsch, aber sehr lustig!
Wow, so'n Ultrasuperklassiker: Der Südriss
Eigentlich wollte ich das nicht klettern. Aber zum einen war da plötzlich der Ehrgeiz geweckt als einer von der Sachsenurgesteinshelden was von "...Bayern können halt keine Risse klettern..." von sich gab, und zum anderen erzählte Walter Welsch begeistert und lebhaft von einer Begehung dieses Weges in seinen Tagen. Ich glaub er hätt sich schon gefreut wenn wir das gemacht hätten. Also nuff. Dene do driben mal zeigen was Bayern so draufhaben in Rissen. Ich glaub wir haben eine ganz gute Figur gemacht.
Oben wieder ein Gipfelbuch. Für die Eintragung in ein Gipfelbuch gibt's übrigens auch eine Vorschrift. Aaaa...- ne, das wundert jetz eigentlich niemand mehr so richtig.
Trotzdem ist's schön!
Walter Welsch notierte:
5. Oktober am Falkenstein:Kotzwand, VIIa: Markus und Sabine; Peter und Hartmut;Schönwetterwand, VIIc: Walter und Berni;Südriss, VIIa: Walter und Berni (wechselnder Vorstieg);Knabe, im Führer nicht beschriebener Weg, VII-VIII: Markus.Fritz fuhr mit dem Radl, so weit es ging, zu den Einstiegen, zum Lilienstein musste er es fast tragen. Walter ging mit zu den Einstiegen, am 4. Oktober war er mit Heinz auf dem Goldsteig und in den Richterschlüchten unterwegs.Am 6. Oktober fuhren wir wieder heim. Unsere Fahrt war sehr gelungen, das Wetter angenehm (nur am Nachmittag des 4. Oktober ein wenig Regen), das Klettern im Sandstein für die, die es noch nicht kannten, nicht so brutal wie befürchtet, sondern eine Erfahrung, die sie bewog zu sagen, wir kommen wieder. Die sächsischen Freunde Achim und Heinz waren besorgt und hilfreich, wir sind ihnen dankbar.
Mein Fazit:
Klettern dort ist schön, der Sandstein super, die Landschaft einmalig. Eine Reise dorthin rentiert sich in jedem Fall, vielleicht nächstes Mal für etwas mehr als nur fünf Tage.
Die Ethik: Im Prinzip unterscheidet sich die sächsische Kletterethik recht wenig von unserer wie sie zB im Kaiser oder Karwendel gelebt wird. Stilreinheit verlangt Können, Sicherheit und Mut. Und dort wie hier treibt's manchmal seltsame Blüten: Regeln dienen dann einfach dazu die eigenen Heldentaten aus alten Tagen zu manifestieren, sich abzugrenzen und andere auszugrenzen. Der Versuch der Vergänglichkeit des Ruhmes ein Schnippchen zu schlagen. Engstirnigkeit gibts überall, warum nicht auch im Sachsenland?
Klettern kann man das alles, den Hals kann man sich auch prima brechen wenn man will, muss man aber nicht. Und es gibt genügend Kletterer dort, die scheißen sich nix um die eigenen Regeln oder die Ethik wenn's an die Leistungsgrenze geht oder keiner zuschaut. Sicher nicht alle.
Und nächstes mal schau ich über die Grenze, da wo die die ganzen Sachsen zum Klettern hinfahren denen die Absicherung bei sich zuhause zu blöd ist.
Nix für ungut.